Skin Performance Dance Festival

Acht Stationen, acht Räume, acht Stimmen.

Skin Performance Parcours

Im Fokus: Trauma, Gewalt und Resilienz aus queer-feministischer Perspektive — künstlerisch, politisch, körperlich.

Beim Skin Performance Parcours präsentieren 15 Künstlerinnen* aus Basel und Region kurze Arbeiten — fertige Stücke oder erste künstlerische Skizzen — an acht aussergewöhnlichen Stationen des Tanzhaus Basel: auf der Bühne, in den rohen Silos, Magazinen und Zwischenräumen. Ein intensiver Rundgang durch Körper, Räume und widerständige Geschichten.

Die einzelnen Stationen des Skin Performance Parcours:

Yugo — An Anthem of Female Rage —
Ivana Balabanova [CH]

Yugo ist eine vielschichtige Erkundung gesellschaftlich ignorierter weiblicher Energie. Zwei Tänzerinnen bewegen sich in intensiver physischer Aktion durch einen offenen Raum. Ihre Körper verwickeln sich, stossen sich, ringen und lassen wieder los, treiben sich selbst an physische wie emotionale Grenzen. Der Körper wird hörbar: der Aufprall von Schlägen, das Geräusch von Reibungen und der Klang der Bewegungen geben der Wut eine Stimme und führen auf einen Weg der Befreiung.

Über die Choreografin*

Ivana Balabanova ist Tänzerin, Choreografin und transdisziplinäre Künstlerin, die die Sprachen des urbanen und zeitgenössischen Tanzes miteinander verwebt. Sie wurde mit dem Exzellenzstipendium der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in Berlin, Cagliari, Zürich, Sofia, Belgrad, Zagreb, Mexiko-Stadt und St. Petersburg gezeigt.

RESTLESS: land of nois.e —
New Kyd [CH/UK]

New Kyd greift in Restless die somatische Praxis des «Stressabschüttelns» auf — eine körperliche Antwort auf innere Ruhelosigkeit. Mit der Zeit entgleitet das Schütteln der Kontrolle, es wird heftiger, unberechenbarer, und spiegelt gerade jene schmerzhaften Zeiten wider, die es eigentlich bannen sollte.

Im Zentrum steht der Wunsch, Schmerz loszulassen. Doch anstatt ihn zu verdrängen, wird er durchlebt. Schicht für Schicht, Bewegung für Bewegung.

Restless wird so zu einem Zeugnis von Widerstandskraft gegenüber Trauma. Die Zuschauenden werden zu Zeug:innen einer kollektiven Erfahrung, die einer transdiasporischen Perspektive entspringt. Das Stück ist geprägt von Entschlossenheit, die komplexen Realitäten von Vertreibung und zugleich das Verlangen nach Intimität und Nähe hörbar, sichtbar, fühlbar werden zu lassen.

Für die Musik verantwortlich ist MiMi at Capriciou.

Über die Choreografin*

New Kyd ist eine nicht-binäre interdisziplinäre Bewegungskünstler:in, DJ, und Produzent:in, New Kyds Arbeit befasst sich mit Themen wie Identität, Überleben und Diaspora. Kyd wurde als Kind nigerianischer Eltern in Großbritannien geboren und die künstlerische Praxis ist in der Yoruba-Herkunft verwurzelt. Kyd arbeitete mit renommierten Künstler:innen wie Trajal Harrell, Ligia Lewis, Jeremy Nedd, Wu Tsang und Paul Maheke zusammen.

A Hot Chick in the Kitchen –
Victoria Antonova [CH/GR]

In «A Hot Chick in the Kitchen» lädt Victoria Antonova, ein Brandopfer, das Publikum in ihre surreale «Küche» ein — nicht zum Kochen, sondern um Vorurteile abzubauen. Schälen Sie vorsichtig. Sie könnten mehr enthüllen, als Sie erwartet haben. Schicht für Schicht werden die Dinge, die unter der Haut liegen, freigelegt: Erinnerungen, Geschichten, Annahmen und Erwartungen. Mit ihrer unverfälschten Präsenz und subversiven Verspieltheit tanzt und performt sie zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Humor und Unbehagen, Verführung und Widerstand. Indem sie sich ihre Geschichte zurückerobert, verwandelt sie den Raum in eine gemeinsame Erfahrung, in der nichts erklärt wird, aber alles gefühlt wird.

Über die Performerin*

Victoria ist eine griechisch-lettische interdisziplinäre Performerin, die in Basel und Athen lebt. Sie arbeitete mit Boris Charmatz bei der Outdoor-Performance Wundertal, mit Alessandro Schiattarella in «zer-brech-lich» am Staatstheater Hannover und auf Tournee beim Theater Parkaue Festival Theaterformen, No Limits Festival Berlin und Theater Roxy.

ÜBER DIE WUT —
Anna Konjetzky mit Sahra Huby [DE]

Sahra Huby verkörpert eine wütende Frau. Sie fragmentiert, rhythmisiert, zerdehnt die Bewegungen, verleiht ihnen so unvermutet Schönheit, um im nächsten Moment wieder zu toben, auszubrechen. Wut ist auch eine konstruktive Kraft, die gesellschaftlichen Wandel antreibt und sie holt sich auch all jene zornigen Frauen aus Gegenwart und Vergangenheit an ihre Seite — von Klytemnästra über Jeanne d’Arc bis hin zu Rosa Parks und Audre Lorde. Mit Bewegung, Video und Text wird die Potentialität der weiblichen Wut zu gesellschaftlichem Wandel sichtbar gemacht und kraftvoll zum Ausdruck gebracht.

Über die Performerinnen*

Sahra arbeitet als freie Tänzerin, häufig in der Company von Anna Konjetzky. Im November 2009 erhielt sie den ersten Preis des Wettbewerbs «Das beste deutsche Tanzsolo» mit dem Solo «Elephantengedächtnis» (choreographiert von Anna Konjetzky).

The great ultimate performance —
Amelia Rucinska [FR]

Die Performance führt in eine Zeremonie der Reduktion: Die Performerin kehrt in eine animalische Kindheitsform zurück und verwandelt sich von einer Figur in ein unberechenbares Wesen, das zugleich Furcht und Faszination weckt. Dabei verbindet sich der Körper wieder mit dem eigenen Blut, spürt den Schmerz des Anpassungszwangs, verliert Kontrolle und Gleichgewicht, stürzt, reinigt sich mit Wasser und legt sich am Ende erschöpft nieder, um in die Gegenwart zurückzukehren. In diesem Prozess öffnet sich ein Raum der Intimität und Konfrontation. Die Performerin sucht die Verbindung zum Publikum und bietet sich zugleich als öffentliche Schau dar — eine Konfrontation mit dem voyeuristischen Blick

Über die Performerin*

Amelia Rucinska studierte Performance an der Haute école des arts du Rhin in Straßburg. Durch Performance und Tanz untersucht Amelia die Grenzen zwischen Publikum, Körper und Performance.

USE —
Jana Dünner mit Alessandra Hitz, Zoé De Reynier [CH]

«USE» ist eine Momentaufnahme von FLINTA-Personen beim Ausgehen. Es geht um Schutzmechanismen vor sexualisierter Gewalt. Das Stück stellt eine Kritik an der «Rape-Culture» dar. Wir wollen ausgelassen feiern, doch müssen uns um unsere Sicherheit bemühen. Unsere internalisierten Schutzmechanismen sind allgegenwärtig, wie das reflexhafte Bedecken des Bechers im Club, um uns vor K.O.-Tropfen zu schützen. Mit Körper, Humor und Wut macht das Stück sichtbar, was oft unsichtbar bleibt.

Über die Choreografinnen*

Jana Dünner stammt aus dem Thurgau. Sie arbeitet u.a. als Tänzerin mit Muhammed Kaltuk in «Never have I never», sowie in der Need Company (BE), der Company ONE, und mit der Company Hungry Sharks (AT) für «DestinationFCKD». Als Choreografin entwickelte sie die Stücke «USE», SKINCARE» und «seCURE».

BUST —
Anna Riley-Shepard & Maria Pisiou [NL/ES]

Welche unterschiedlichen Geschichten birgt eine Brust? Unter unserem Brustkorb, in unseren Lungen, unserem Zwerchfell und unserem Herzen, verbergen sich Geschichten — verkörperte Erinnerungen an Liebe, Angst, Trauer, Wut. Und es gibt Geschichten, die andere auf unsere Brust projizieren. Zu Spoken Word und Queercore-Punk werden die vielen Bedeutungen von BUST/BÜSTE aufgebrochen: von Lähmung bis hin zu Sexualisierung bis hin zu einem Akt der Rebellion. Sie verkörpern wilde emotionale Zustände und unterschiedliche Körperlichkeiten der Büste: gefesselt, nackt, hochgeschoben, begraben, beschützt oder in Blut getränkt — es ist jedoch unser berstendes Herz, das weiterschlägt.

Über die Choreografinnen*

Anna Riley-Shepard ist eine interdisziplinäre Performerin, Neurowissenschaftlerin sowie Sozial- und Umweltstrategin. Als Tänzerin arbeitete sie mit der OgmiaDance Company, Cie Joachim Schloemer and friends, Mayke van Veldhuizen, TerazNow DanceTheatre, Iris Woutera Co. und UNUSUALBEINGS dance company.

Daughter of Freedom —
Ladina White, Vanessa Morandell, Elisa/Eloy Serrano [CH]

Daughter of Freedom erforscht den inneren Kampf und die Suche nach persönlicher Freiheit. Durch die rohe Kraft des Hip-Hops trifft die Schnittstelle zwischen weiblicher Wut und Verletzlichkeit auf die emotionale Tiefe des zeitgenössischen Tanzes. Das Stück steht im Einklang mit dem aktuellen kulturellen Klima und spiegelt die Erfahrungen von Frauen wider, die sich in einer zunehmend frauenfeindlichen Welt zurechtfinden müssen. Mit seiner kühnen Körperlichkeit und ehrlichen Erzählweise verstärkt es unterrepräsentierte Stimmen und schafft einen Raum für Sichtbarkeit, Heilung und Verbindung.

Über die Choreografinnen*

Ladina Whitehead stammt aus Basel, studierte am Tanzwerk 101 Zürich Urban & Contemporary Dance. Als Performerin arbeitete sie unter anderem mit Monster Chetwynd, Jochen Heckmann und Luca Signoretti zusammen und trat bei der Art Basel, im Tanzhaus Basel, im Belvedere 21 Wien, im Mudam Museum Luxemburg, im Moderna Museet Malmö, in der Kunsthalle Bielefeld und im Kunsthaus Zürich auf.

«A Hot Chick in the Kitchen»

«Bust»

Vorstellungen

Festival
So. 19. Okt. 2025 [16:00–18:30]
Ort
Tanzhaus Basel
Sprache
DE / EN
Empfohlen ab
12+
Eintritt
15 / 25 / 35
Bar und Kasse öffnen 45 Minuten vor Beginn.
  • Rollstuhlgängig
  • Stroboskoplichter
  • Laute Geräusche
  • Sensible Inhalte

Credits

«YUGO — An Anthem of Female Rage»
Ivana Balabanova, Coko De Windt, Paul Taro Schmidt
«RESTLESS: Land of Nois.e»
New Kyd
«A Hot Chick in the Kitchen»
Victoria Antonova
«Über die Wut»
Anna Konjetzky mit Sahra Huby
«The Great Ultimate Performance»
Amelia Rucińska
«USE»
Jana Dünner, Zoé De Reynier, Alessandra Hitz
«BUST»
Anna Riley Shepard & Maria Pisiou
«Daughter of Freedom»
Ladina Whitehead, Vanessa Morandell, Elisa/Eloy Serrano